Erfolgreicher Neujahrsempfang des NABU Kreisverbands Bergstraße: Fokus auf Artenvielfalt im Wald

Am vergangenen Sonntag, dem 16. Februar 2025, lud der NABU Kreisverband Bergstraße e.V. zum traditionellen Neujahrsempfang ins Naturschutzzentrum Bergstraße ein. Rund 50 Gäste, darunter zahlreiche Mitglieder, Naturschutzinteressierte und politische Vertreter, folgten der Einladung und setzten damit ein starkes Zeichen für den Naturschutz in der Region.

Zu Beginn des Empfangs begrüßte Michael Kärchner, der neue Vorsitzende des NABU Kreisverbands Bergstraße, die Anwesenden und nutzte die Gelegenheit, dem Naturschutzzentrum Bergstraße für die bewährte Zusammenarbeit zu danken. Zudem betonte er in seiner Ansprache die zunehmende Bedeutung des Naturschutzes, gerade in Zeiten, in denen Umweltfragen in politischen Debatten oft nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Anschließend stellte sich Martin Hitzemann, der neue Leiter des Naturschutzzentrums, kurz vor und hieß ebenfalls alle Gäste willkommen. Danach übernahm Bettina Walter die ausführliche Begrüßung und leitete mit einer thematischen Einführung in das Schwerpunktthema des Tages über.

Der zentrale Bestandteil der Veranstaltung war der Fachvortrag von Prof. Dr. Simon Thorn, Leiter der Vogelschutzwarte Hessen und Professor für Spezielle Tierökologie an der Philipps-Universität Marburg. Unter dem Titel „Bitte nicht stören?! – Was bestimmt Artenvielfalt im Wald“ gab er den Anwesenden einen tiefen Einblick in die komplexen Zusammenhänge zwischen Waldökosystemen, Biodiversität und menschlichen Einflüssen.

 

 

Prof. Dr. Thorn begann mit einer allgemeinen Zustandsbeschreibung der Wälder und stellte die Frage: „Was sind eigentlich natürliche Wälder und wie viele davon existieren noch in Deutschland und Europa?“ Er erläuterte, dass der Waldanteil in Mitteleuropa zwischen 1750 und 1850 einen historischen Tiefpunkt erreichte. Um 1800 waren in Deutschland kaum noch geschlossene Wälder vorhanden; zeitgenössische Berichte sprechen von wüstenähnlichen Landschaften. Ursachen hierfür waren intensive Holznutzung, landwirtschaftliche Expansion und unkontrollierte Weidewirtschaft. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts setzte eine massive Aufforstungswelle ein, die den heutigen Waldbestand prägte.

Ein zentrales Thema seines Vortrags war die Bedeutung von Totholz für die Artenvielfalt im Wald. Prof. Dr. Thorn erklärte, dass Totholz als Lebensraum für zahlreiche Organismen dient und somit ein entscheidender Faktor für die Biodiversität ist. Etwa ein Fünftel aller Waldarten, darunter Insekten, Pilze, Moose und Flechten, sind auf Totholz angewiesen. Es bietet Nahrung, Schutz und Fortpflanzungsmöglichkeiten für spezialisierte Arten. Zudem trägt Totholz zur Bodenfruchtbarkeit bei, indem es Nährstoffe zurück in den Kreislauf führt und Feuchtigkeit speichert.

In Bezug auf die optimale Menge an Totholz wies Prof. Dr. Thorn darauf hin, dass in Naturwäldern größere Mengen vorhanden sind als in bewirtschafteten Wäldern. Um die Artenvielfalt zu fördern, sollten daher auch in Wirtschaftswäldern gezielt Totholzstrukturen erhalten oder geschaffen werden. Dies könne durch das Belassen von abgestorbenen Bäumen oder Baumteilen sowie durch den Verzicht auf die vollständige Beräumung von Windwurf- oder Käferflächen erreicht werden.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Gäste ausreichend Gelegenheit, Fragen zu stellen und einzelne Aspekte der Thematik in der Diskussion zu vertiefen. Viele nutzten zudem die Zeit nach der Veranstaltung für weiteren Austausch, Netzwerken und angeregte Gespräche über die Bedeutung des Naturschutzes und die Herausforderungen im Erhalt der Artenvielfalt.

Der NABU Kreisverband Bergstraße blickt auf einen gelungenen Neujahrsempfang zurück und freut sich auf weitere gemeinsame Projekte und Veranstaltungen im Zeichen des Naturschutzes und der Förderung der Artenvielfalt in der Region.

Zum Abschluss bedankte sich der NABU Kreisverband Bergstraße herzlich bei Prof. Dr. Simon Thorn für seinen spannenden und informativen Vortrag und überreichte ihm als Dankeschön einen Präsentkorb.
v.l.n.r. Michael Kärchner, Bettina Walter, Prof. Dr. Simon Thorn | Bild: Tino Westphal

 

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