Der NABU-Kreisverband Bergstraße hat am Freitagabend sein drittes Netzwerktreffen (Kreisrat) in diesem Jahr abgehalten. Im Naturschutzzentrum Bergstraße kamen Vertreterinnen und Vertreter der NABU-Gruppen und befreundete Verbände zusammen, um sich über aktuelle Themen auszutauschen, neue Impulse zu sammeln und die Zusammenarbeit im Kreis zu stärken.
Aktuelle Themen im Fokus
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen mehrere Berichte und Fachbeiträge.
Nicole König informierte umfassend über die Asiatische Hornisse, ihre Merkmale, Verbreitung, das Brutverhalten und die Nahrungsquellen. Auch wenn die Hornisse inzwischen nicht mehr als invasive Art eingestuft ist – da sie sich bereits zu stark verbreitet hat – bleiben Meldungen weiterhin wichtig. „Nur mit aktuellen Daten können wir ihre Ausbreitung genau verfolgen und gezielt reagieren“, betonte König.
Ein weiteres Thema war die Situation in der Maulbeeraue. Felizitas Blickheuser berichtete über den dort errichteten Wildschweinzaun, dessen aktueller Verlauf jedoch wenig sinnvoll ist und im Hochwasserfall die Gefahr birgt, dass die Maulbeeraue zu einem Massengrab für Tiere wird. Es hat sich inzwischen eine engagierte Bürgerinitiative gebildet, die auch bereits mit Vertretern des zuständigen Minsteriums eine Begehung durchgeführt hat und die Presse hierzu eingeladen hatte. Der NABU steht hierzu ebenfalls in Austausch mit den zuständigen Behörden und drängt auf eine Verlegung des Zauns.
Oliver Kissling stellte den erfolgreichen Auftakt für neue NABU-Aktivitäten im Weschnitztal vor. Erste Ideen für Mitmachangebote wurden gesammelt, es gab auch bereits ein erstes Treffen und man ist dabei, sich weiter zu vernetzen und weitere interessierte Bürgerinnen und Bürger einzuladen. Weitere Treffen sind geplant und es gibt erste Impulse für potentielle Veranstaltungen.
Kreisverband informiert über Kooperationen und politische Themen
Kreisvorsitzender Michael Kärchner stellte die Kooperation mit dem Naturschutzzentrum Bergstraße in der Kinder- und Jugendarbeit vor. NABU-Mitglieder profitieren künftig von 50 % Ermäßigung bei Programmen wie den Erlachfüchsen, den Klimalotsen oder FreiSein unterm Himmelszelt.
„Wir haben im Kreis nur wenige eigene Jugendgruppen. Mit der Kooperation zum Naturschutzzentrum schaffen wir die Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen trotzdem den Zugang zu Natur und relevanten Umweltthemen zu eröffnen“, so Kärchner.
Darüber hinaus berichtete er über aktuelle umweltpolitische Themen, die vom Kreisverband aktiv aufgegriffen und begleitet werden. Damit wird deutlich, dass der NABU im Kreis nicht nur praktische Naturschutzarbeit leistet, sondern auch politische Prozesse kritisch begleitet und seine Stimme einbringt – im Rahmen seiner Möglichkeiten und mit klarer Haltung für den Naturschutz.
Ein Schwerpunkt lag dabei auf den geplanten Änderungen durch das hessische Bürokratieabbaugesetz. Nach Einschätzung des NABU droht hier eine deutliche Schwächung der Beteiligungsrechte von Verbänden und Fachbehörden. „Bürokratieabbau darf nicht zu Naturschutzabbau führen“, betonte Kärchner. Besonders kritisch sieht der NABU die Pläne, das Einvernehmen der Naturschutzbehörden durch ein bloßes Benehmen zu ersetzen und das landesrechtliche Vorkaufsrecht für wertvolle Flächen zu streichen. Beides würde nach Ansicht des Kreisverbands die Möglichkeiten für Schutzmaßnahmen spürbar einschränken.
Auch das Lokale Naturschutzkonzept (LNK) des Forstamts Lampertheim wurde thematisiert. Es legt die Naturschutzschwerpunkte für die kommenden zehn Jahre im dortigen Staatswald fest und betrifft damit auch viele Flächen im Kreis Bergstraße. Der NABU-Kreisverband hat alle Gruppen eingeladen, die Unterlagen zu prüfen und Rückmeldungen einzubringen, um eine möglichst fundierte Stellungnahme abgeben zu können. Themen wie Habitatbäume, Totholz, Neophytenbekämpfung oder die Wasserfrage im Ried sind hier von besonderer Bedeutung.
Mit Sorge blickte der Kreisverband schließlich auf die geplanten Änderungen bei den Habitatbäumen. Die derzeit geltende Leitlinie schreibt im Staatswald zehn Habitatbäume pro Hektar vor, in Natura-2000-Gebieten sogar fünfzehn. Sollte diese Zahl auf fünf reduziert werden, würde dies auch im Kreis Bergstraße zu massiven Verlusten führen – gerade in den besonders wertvollen Wäldern des Lampertheimer Waldes, der Viernheimer Heide und im Odenwald. Auch der Schutz der sogenannten Methusalembäume mit über einem Meter Stammdurchmesser steht zur Disposition. „Gerade diese alten Baumriesen sind das Gedächtnis unserer Wälder und unersetzlich für Artenvielfalt und Klimaschutz“, so Kärchner.
Starker Zusammenhalt in den NABU-Gruppen
Ein zentraler Teil des Abends waren die Berichte aus den NABU-Gruppen. Der NABU Heppenheim stellte seine Aktivitäten im Gebäudebrüterschutz vor. Gemeinsam mit der Feuerwehr wurden bereits mehrere Nistkästen für Schwalben und Mauersegler angebracht, weitere Aktionen sind auch für das kommende Jahr geplant.
Der NABU Meerbachtal berichtete über ein großes Projekt zur Erneuerung von Trockenmauern in einem landschaftlich nahezu einzigartigen Gebiet mit treppenförmigen Strukturen. Besonders verwiesen wurde auf die traditionelle botanische Wanderung am Pfingstmontag, die auch 2026 wieder stattfinden wird und in deren Rahmen das Gebiet besucht werden kann. Im Anschluss daran lädt die Gruppe regelmäßig zu einem gemeinsamen Grillen an der NABU-Halle in Gronau ein – ein Angebot, das jedes Jahr sehr gut angenommen wird.
Auch der BUND Bergstraße war als Partnerverein vertreten. Birgit Rinke berichtete über gemeinsame Projekte mit dem NABU Bensheim, darunter Maßnahmen an den Altneckarschlingen, die Anlage einer Muster-Blühfläche im Bensheimer Stadtpark sowie die Kooperation mit der Stadt Bensheim bei der Identifizierung vorhandener Ausgleichsflächen.
Im Anschluss stellte Christina Härle vom Landschaftspflegeverband heraus, dass der Verband für alle NABU-Gruppen jederzeit ansprechbar ist – sei es bei der Umsetzung von Projekten oder bei Fragen rund um Fördermöglichkeiten. In diesem Zusammenhang berichtete sie über neue Mitglieder im LPV, z.B. die Stadt Zwingenberg. Ferner entwickelte der Landschaftspflegeverband neben dem beliebten Natur-Raben weitere Printprodukte für junge Naturinteressenten, die über die Geschäftsstelle zu beziehen sind.
Termine und Ausblick
Zum Abschluss wurden die nächsten Termine vorgestellt. Im Herbst stehen unter anderem das Apfelerntefest in Bensheim-Auerbach sowie verschiedene Exkursionen und Vorträge an.
Für 2026 kündigte der Kreisverband an, dass der Kreisrat künftig zweimal pro Jahr stattfinden wird – jeweils am ersten Freitag nach den Oster- und nach den Herbstferien. Zudem lädt der NABU Bergstraße am 8. Februar 2026 zum Neujahrsempfang ein. Ein besonderes Highlight wird das große NABU-Mitgliederfest am 27. September 2026: „Wir wollen alle Gruppen und Mitglieder zusammenbringen, Aktionen für Kinder anbieten und gemeinsam ein starkes Zeichen für den Naturschutz setzen“, so Kärchner.
Austausch und Vernetzung
Im Anschluss an den offiziellen Teil nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, Kontakte zu vertiefen und Ideen für gemeinsame Projekte weiterzudenken.