NABU Hessen gibt Tipps für eine bienenfreundliche Umwelt
Wetzlar – Der Frühling regt sich in den hessischen Gärten: die Vögel zwitschern, die ersten Blumen leuchten uns entgegen, die Baumärkte sind wieder geöffnet und viele Gartenbesitzer*innen machen erste Pläne für die neue Saison. Jetzt ist die ideale Gelegenheit, den Garten insektenfreundlicher zu gestalten und damit etwas für die Artenvielfalt vor der eigenen Haustür zu tun. Auch wenn es an manchen Tagen noch recht kühl ist, sind bereits die ersten Wildbienen unterwegs. Mit einer geeigneten Nisthilfe kann man einige dieser Wildbienenarten dabei unterstützen, ihre Eier abzulegen. „Die meisten Insektenhotels aus Baumärkten sind leider eher dekorativ als artgerecht und werden von den Insekten nicht angenommen“, sagt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Deshalb sorgt man am besten für reichlich natürliche Nistplätze, oder baut selbst ein Insektenhotel und stellt es im eigenen Garten auf. Als Brutröhren für Wildbienen können zum Beispiel Staudenknöterich oder im Baumarkt erhältlicher Bambus dienen. „Diese Röhren werden auf eine Länge von 10 bis 15 cm gekürzt. Dabei sollten die vorkommenden Knoten das Ende der Röhrchen von hinten verschließen, damit die Brutkammern nach hinten hin bereits sicher verschlossen sind“, erklärt der Biologe Eppler.
Auch Hartholz ist als Material für ein Wildbienenhotel gut geeignet. Die Brutgänge sollten hierbei immer in Längsrichtung gebohrt werden, um Risse und das Aufquellen von Splinten zu vermeiden. „Die Bohrungen müssen absolut sauber und sehr sorgfältig geglättet sein. Wildbienen nehmen sie sonst nicht an, weil sie sich ihre Flügel verletzen würden“, rät Gerhard Eppler. Unterschiedlich breite Löcher werden von verschiedenen Wildbienenarten angenommen. Das fertige Wildbienenhotel sollte an einen sonnigen, wettergeschützten Platz aufgestellt werden, an dem man auch den Einzug der ersten Wildbienen miterleben kann. „Besonders spannend ist es, die einzeln lebenden Bienen bei ihrer Arbeit zu beobachten. Das ist gefahrlos möglich, denn Wildbienen sind harmlos und friedlich. Von einem ruhigen Platz aus kann man das Treiben beobachten, wenn Bienen Baumaterial und Brutnahrung zu ihrer Niströhre tragen“, erklärt der Landesvorsitzende.
Derartige Insektenhotels bieten allerdings nur rund 30 der ca. 580 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten einen Platz für die Brut. Der Großteil der Wildbienen brütet in unbewachsenen Sandflächen. „Mit offenen Sandstellen oder einer kleinen Sandkiste im Garten oder auf dem Balkon schafft man auch für diese Arten einen wertvollen Lebensraum“, sagt Gerhard Eppler. Wichtig ist bei solchen Angeboten für bodenlebende Bienen ungewaschenen Sand zu verwenden, so dass die mühsam gegrabenen Brutröhren nicht in sich zusammenbrechen. Auch eine regelmäßig gereinigte Wasserquelle im eigenen Garten unterstützt die fleißigen Bienchen. „Aufgrund der Klimakrise hatten wir einige sehr trockene und heiße Sommer und auch die Insekten haben unter dem Wassermangel gelitten“, berichtet Gerhard Eppler. Eine flache Schale mit täglich frischem Wasser sowie Steinen, leeren Schneckenhäusern oder Moos, auf dem die Insekten landen können, kann hier Abhilfe schaffen.
Mehr über Wildbienen
In Deutschland leben ca. 580 unterschiedliche Wildbienenarten. Mehr als die Hälfte von ihnen ist auf der Roten Liste in einer der Gefährdungskategorien verzeichnet.
Wildbienen, zu denen auch die Hummeln zählen, sind unersetzliche Bestäuberinnen. Die wilden Schwestern der Honigbiene sind auch bei Kälte, Wind und Regen unterwegs. Besonders für kurz blühende Obstbäume wie Kirschen spielen sie deshalb eine tragende Rolle. So können Hummeln aufgrund ihrer Kraft sogar Tomaten bestäuben, wozu die Honigbiene nicht in der Lage ist. Je mehr verschiedene Arten von Bestäubern vorhanden sind, umso besser funktioniert die Gesamtbestäubung von Obstbäumen und anderen Pflanzen. Die Mehrzahl der Wildbienen bildet keine Staaten und nistet in der Erde oder benötigt Hohlräume in Holz, Stängeln oder baut diese an Steinen, um darin Brutkammern anzulegen. Wer Bienen dabei unterstützen möchte, kann ein Bienenhotel selber bauen oder ein geeignetes kaufen. Eine schöne Anleitung dazu gibt das Video „Bienenfreundliche Bürger“ des Hessischen Umweltministeriums. Die Hotels sollten in der Nähe der Futterpflanzen aufgestellt werden. Viele Tipps rund um den Wildbienenschutz gibt es auch unter www.NABU.de/bienen.
Empfehlungen fürs Bienenbuffet
Auf Blumenbeeten freuen sich Bienen über Schafgarbe, Akelei, Lavendel, Wilde Malve, Astern, Blutweiderich, Wiesenschafgarbe und Wiesensalbei. Auf Gemüsebeeten bieten sich Ackerbohnen, Borretsch, Ringelblumen, Kürbisgewächse, Zwiebeln, Kohl, Möhren und verschiedene Gewürzkräuter an. Für den Balkon empfiehlt der NABU Katzenminze, Gundermann, Liegender Ehrenpreis, Zypressenwolfsmilch und Blutroten Storchschnabel sowie Küchenkräuter wie Salbei, Rosmarin, Lavendel, Pfefferminze und Thymian. Die Kräuter sollte man blühen lassen.
Der NABU engagiert sich seit Jahren für den Schutz der Insekten. Sie tragen zur Vermehrung von Pflanzen sowie zur Fruchtbarkeit des Bodens bei. Studien zeigen, dass die Insekten in Deutschland deutlich zurückgehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden, Flächenversiegelung und artenarme Grünflächen in Siedlungsgebieten sind Gründe für den Insektenschwund.
Mehr Infos:
Bau-Anleitung für Insektenhotels
Video zum Insektenbuffet pflanzen
Für Rückfragen:
Dr. Kathrin Kaltwaßer
Referentin für Umweltkommunikation
NABU Landesverband Hessen e.V.
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