NABU verleiht die Auszeichnung „Fledermausfreundliches Haus“ an das Freilichtmuseum Hessenpark

Am 23. Oktober wurde das Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach/Taunus durch den Landesvorsitzenden des NABU Hessen, Maik Sommerhage, und Michael Ruhl, Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt, im Rahmen der NABU-Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ ausgezeichnet. Das Freilichtmuseum arbeitet bereits seit vielen Jahren auf unterschiedliche Weise erfolgreich mit dem NABU zusammen und hat schon an vielen historischen Gebäuden Hilfsmaßnahmen für heimische Tierarten umgesetzt. Mit der Auszeichnung ehrte der NABU nun die hessenweite Vorbildfunktion für den Fledermausschutz.

Die alten Fachwerkbauten und die hohe Pflanzen- und Strukturvielfalt des Geländes machen den Hessenpark zu einem Paradies für Fledermäuse. Im Freilichtmuseum tragen ökologisch bewirtschaftete Äcker, Wiesen und angelegte Teiche zu einer hohen Insektenvielfalt bei, die Fledermäusen und anderen Insektenfressern einen reich gedeckten Tisch bietet. „Der Hessenpark ist ein unbezahlbares Refugium für die bedrohten Fledermäuse in Hessen. Durch die optimalen Bedingungen bewahrt und vermittelt er nicht nur hessische Kultur und Geschichte. Vielmehr spielt er, neben seiner Funktion als Archehof für bedrohte Haustierrassen, auch eine wichtige Rolle darin, die im Siedlungsbereich historisch verwurzelten Wildtiere zu erhalten“, erklärt Maik Sommerhage. „Rund 1.470 Auszeichnungen wurden bereits seit April 2006 verliehen. Ich freue mich, dass der Hessenpark nun auch dazu gehört – ein Ort, der wie kaum ein anderer für unsere hessische Heimat steht und auch ein Zuhause für zahlreiche Fledermausarten ist. Mit seinem hohen Besucheraufkommen ist der Hessenpark zudem ein öffentlichkeitswirksamer Botschafter für den Fledermausschutz in Hessen“ sagte Staatssekretär Michael Ruhl.

Vorbildliche Vielfalt

Bei der Sanierung von Gebäuden gehen leider immer wieder die für Fledermäuse überlebenswichtigen Hohlräume, Risse und Spalten an Gebäuden verloren oder die Zugänge zu ihren Quartieren werden verschlossen. Vor allem ruhige und sichere Rückzugsorte für die gemeinsame Jungenaufzucht in den sogenannten Wochenstuben sind daher mittlerweile zu Mangelware geworden. „Das Freilichtmuseum Hessenpark ist hierzu ein wohltuender Gegenpol. Die engagierten Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen des Freilichtmuseums zeigen vorbildlich, wie sich Denkmalschutz historischer Gebäude in Kombination mit naturnaher Bewirtschaftung von Grünflächen zu einem echten Mehrwert für die Artenvielfalt verknüpfen lassen“, lobt Sommerhage. Fledermausexpert*innen haben bei Begehungen der von Fledermäusen besiedelten Gebäude Kotproben gesammelt und konnten bereits mehrere Fledermausarten auf dem Gelände nachweisen. Darunter das große Mausohr und die Zwergfledermaus als bereits gesicherte Bewohner der historischen Gebäude. Darüber hinaus nutzen weitere Arten wie die Wasserfledermaus und das Langohr das Freilichtmuseum als Jagdgebiet. „Geplant sind tiefer gehende Untersuchungen des Bestandes über Detektoranalysen und DNA-Nachweise von Kotproben, um ein genaueres Bild über die im Hessenpark anwesenden Fledermausarten zu gewinnen”, erläutert Sommerhage.

Einfache Maßnahmen mit großem Effekt

Fledermäusen ist das Baujahr oder der Baustil von Gebäuden eigentlich egal. Entscheidend für sie ist, dass es passende Verstecke gibt. Denn die Mehrzahl der in Hessen vorkommenden Fledermausarten ist gebäudebewohnend und findet aufgrund von Sanierungen um Dämmmaßnahmen immer weniger geeignete Quartiere. Hier können auch bei modernen Gebäuden bereits einfache Fledermauskästen Abhilfe schaffen. Der zweite wichtige Faktor ist die Verfügbarkeit von Nahrung. Naturnahe Gärten und Grünanlagen, die ohne den Einsatz von Pestiziden bewirtschaftet werden, sorgen für ausreichend Insekten, um die nächtlichen Flatterer mit Energie zu versorgen. „Die idyllischen Bauerngärten und nachhaltige bewirtschafteten Äcker und Wiesen des Hessenparks sind sehr anschauliche Beispiele dafür, wir stark unser Umgang mit unseren Anbauflächen und den Grünflächen an unseren Grundstücken die Artenvielfalt um uns herum beeinflusst. Ohne Pestizide und mit einer Vielzahl von heimischen Pflanzenarten und Strukturen entstehen schnell Oasen der Vielfalt, in denen auch wir uns wohl fühlen“, sagt Sommerhage.

🦇 Hintergrund zur Aktion „Fledermausfreundliches Haus“

Das „Fledermausfreundliche Haus“ ist eine gemeinsame Aktion des NABU Hessen, des Landes Hessen und der Stiftung Hessischer Naturschutz. Sie wird von der NABU-Landesarbeitsgruppe „Fledermausschutz“ fachlich betreut. In Hessen gibt es schon rund 1.470 fledermausfreundliche Häuser.

Fledermausquartiere außerhalb von Schutzgebieten werden freiwillig und kooperativ erhalten – zum Schutz und zur Stärkung der Arten. Gleichzeitig trägt das Projekt erheblich zur Sensibilisierung der Bevölkerung für den Fledermausschutz bei.

Durch die Auszeichnung von Kirchen, Schlössern, Schulen, Privatgebäuden und Gewerbetreibenden sowie die jährliche Kontaktaufnahme des NABU zu den Quartierbesitzenden wird ein Monitoring ermöglicht. Die Quartiere werden langfristig erhalten und optimiert.

Zusätzlich hat der NABU bereits hunderte Beratungen zu Gebäudesanierungen – u. a. für Hausbesitzende, Architektinnen/Architekten, Handwerksbetriebe oder Denkmalschutzbehörden – durchgeführt. Dies trägt maßgeblich zum Schutz vieler bedrohter Arten wie Großem Mausohr, Breitflügelfledermaus, Kleiner Bartfledermaus, Kleinem Abendsegler, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus sowie Braunem und Grauem Langohr bei. Alle diese Arten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten.