Im Naturschutzzentrum Bergstraße organisierte der NABU Kreisverband Bergstraße kürzlich einen aufschlussreichen Vortrag mit Gaby Weiß, NABU-Mitglied, Ortsbeauftragte für Vogelschutz in Biblis und eine erfahrenen Expertin für Vögelfütterung. Vor einem Publikum von rund 30 interessierten Zuhörern teilte Weiß ihr umfassendes Wissen und gab wertvolle Einblicke in die Praxis der Vögelfütterung.
Weiß begann mit der Bedeutung der Fettfütterung, insbesondere in den Wintermonaten. Sie betonte, dass eine fettreiche Fütterung mit Sämereien wie Sonnenblumenkerne, Nüsse und Erdnüsse sowie Meisenknödel und getrocknete Mehlwürmer nur von November bis März durchgeführt werden sollte, abhängig von den Wetterbedingungen.
Die Referentin sprach auch über die potenziellen Folgen einer fehlerhaften Fettfütterung, wie kleinere Gelegegrößen und eine massiv verschlechterte Schlupfrate bei gefütterten Meisen im Vergleich zu ungefütterten. Sie erklärte, dass geschlüpfte Tiere oft deutlich schwerer waren und Alttiere größere stressbedingte Belastungen und mehr Infektionen zeigten. Auch das Versterben von Nestlingen führen kann die die Folge einer Fehlfütterung der Alttiere sein.
Empfehlungen für selbstgemachtes Fettfutter
In ihrem Vortrag gab Weiß auch Empfehlungen für selbstgemachtes Fettfutter, wobei sie eine Mischung aus Haferflocken, hochwertigem Pflanzenöl und Sonnenblumenkernen vorschlug. Sie ging ebenfalls auf die ganzjährige Fütterung ein und empfahl hierfür Feinsaaten von einheimischen Wildkräutern, die beispielsweise in spezialisierten Geschäften erhältlich sind.
Fütterungssysteme
Zur Frage der Fütterungssysteme und -orte riet Weiß von traditionellen Vogelhäusern ab und empfahl stattdessen moderne Futtersilos mit großem Dachüberstand für Sonnenblumenkerne und kleine Teller oder Schälchen für geölte Haferflocken. Diese sollten an katzensicheren, vor Beutegreifern geschützten und witterungsgeschützten Orten platziert werden. Sie referierte auch über die Notwendigkeit von Wassertränken, die ähnlich wie Futterspender platziert werden sollten. Allgemein sollte hier immer auf eine gute Hygiene geachtet werden.
Erste Hilfe
Ein weiteres wichtiges Thema war die Vermeidung von Vogelkollisionen mit Glasflächen. Weiß gab Ratschläge zur Erstversorgung von Vögeln nach Kollisionen und zur Kontaktaufnahme mit Wildvogelauffangstationen. Jährlich sterben in Deutschland mehrere Millionen Vögel durch Kollisionen mit Glasflächen. Um diesen Tieren nach einem Aufprall erste Hilfe zu leisten, empfiehlt sie folgendes Vorgehen:
- Den Vogel unmittelbar sichern, um zusätzliche Verletzungen oder Stress zu vermeiden.
- Den Vogel aufrecht in einen Pappkarton mit Luftlöchern setzen, um ihn kühl und ruhig zu stellen.
- Abhängig von der Vogelart sollte das Tier maximal eine Stunde in dieser sicheren Umgebung verbleiben.
- In dieser Zeit soll man eine Wildvogelauffangstation kontaktieren und das weitere Vorgehen besprechen.
- Es ist wichtig, dem Vogel in dieser ersten Phase weder Wasser noch Futter zu reichen.
Diese Maßnahmen sollen die Überlebenschancen des Vogels nach einer Kollision erhöhen, indem sie ihm die nötige Ruhe und Schutz bieten, bis professionelle Hilfe verfügbar ist.
Michael Kärchner vom NABU Kreisverband Bergstraße äußerte sich begeistert über den Vortrag: „Gaby Weiß hat mit ihrem Vortrag nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch das Bewusstsein für die Bedeutung einer artgerechten Vögelfütterung geschärft. Wir freuen uns sehr über die positive Resonanz.“
Der Vortrag von Gaby Weiß war ein wesentlicher Beitrag zur Aufklärung über die richtige Vögelfütterung und zeigte deutlich, wie wichtig es ist, das Wohl unserer heimischen Vogelarten zu beachten. Ihre praktischen Ratschläge und tiefgreifenden Kenntnisse hatten die Teilnehmer*innen im Anschluss an den Vortrag noch zu einer konstruktiven Diskussion animiert, in welcher diese ebenfalls über ihre Erfahrungen sprachen und sich interessiert austauschten.
Ehrenamtliche Wildvogelhilfe e.V.
Falls Sie einen hilflos wirkenden Wildvogel gesichtet haben, können Sie auf der Seite des Vereins Ehrenamtlichen Wildvogelhilfe e.V. erfahren, welche Schritte Sie in solch einer Situation durchführen sollten.