Skip to content

Asiatische Hornisse breitet sich aus – Nicole König informiert über Gefahren und Handlungsmöglichkeiten

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) breitet sich zunehmend auch im Kreis Bergstraße aus. Auf Einladung des NABU Bergstraße referierte Nicole König, Wespen- und Hornissenberaterin sowie ausgewiesene Expertin, über die aktuelle Lage, mögliche Maßnahmen zur Eindämmung und die wichtige Rolle der Bevölkerung beim Aufspüren von Nestern.

Bereits jetzt zeigen die Funde im Kreisgebiet eine alarmierende Dynamik: In Schriesheim wurden allein 14 Königinnen nachgewiesen, in Bensheim-Auerbach 11, in Hüttenfeld 6. Auch in Bürstadt, Groß-Rohrheim, Heppenheim, Lorsch, Biblis und vielen weiteren Orten kam es zu Nestfunden oder Sichtungen von Königinnen. Diese Zahlen belegen: Die Asiatische Hornisse ist längst kein Einzelfall mehr, sondern dabei, sich flächendeckend auszubreiten.

Was unterscheidet sie von der Europäischen Hornisse?

Ein zentrales Anliegen der Veranstaltung war die Unterscheidung zwischen der invasiven Vespa velutina und der heimischen Vespa crabro. Letztere steht unter Schutz, während die Asiatische Hornisse bekämpft werden muss. Ein klarer Unterschied: Vespa velutina hat einen schwarzen Kopf und Brust, schwarz-gelbe Beine und einen überwiegend schwarzen Hinterleib mit gelb-orangenen Binden. Die Europäische Hornisse dagegen besitzt rotbraune Brust und Kopf sowie einen hellgelben Hinterleib mit braunen Punkten.

Zunehmende Gefährdung für Mensch und Natur

Die Auswirkungen sind vielfältig: Die Asiatische Hornisse ernährt sich bevorzugt von Honigbienen und bedroht damit nicht nur Imkereien, sondern auch die heimische Biodiversität. Gleichzeitig steigt die Zahl gefährlicher Stichereignisse. So kam es in Bensheim zu einem lebensbedrohlichen Vorfall, bei dem eine junge Frau nach zahlreichen Stichen wiederbelebt werden musste. Im Raum Karlsruhe erlitt ein Bauhofmitarbeiter über 60 Stiche bei dem Versuch, ein Nest eigenständig zu entfernen – nur durch sofortige medizinische Maßnahmen konnte sein Leben gerettet werden.

Wo Nester gefunden werden – und warum Aufklärung so wichtig ist

Die meisten Nester befinden sich keineswegs in Bienenstöcken, sondern auf Spielplätzen, in Privatgärten, an Hauptstraßen, auf Dachböden oder in Bäumen. Deshalb appelliert der NABU: Sprecht mit euren Nachbarn und Freunden! Jeder kann helfen, denn jedes entdeckte Nest zählt.

Wespen- und Hornissenberaterin Nicole König informiert beim Vortrag des NABU Bergstraße über die Gefahren und Erkennungsmerkmale der Asiatischen Hornisse.

So findet man Nester – Mitmachen ausdrücklich erwünscht

Die Referentin stellte verschiedene Methoden vor, um Nester frühzeitig zu entdecken:

  • Monitoring mit Sichtungen und Meldungen
  • Locktöpfe, die selbst angesetzt werden können (z. B. aus Bier, süßem Wein und Himbeersirup)
  • Beobachtung der Flugrichtung einzelner Tiere
  • Messung der Flugzeiten zwischen Locktopf und Nest
  • Austausch mit Nachbar:innen

Überwinterung – wo sich Königinnen verstecken

Nach erfolgreicher Befruchtung suchen sich Königinnen geschützte Orte wie Totholz, Rindenmulch oder Dachböden zur Überwinterung. Dies geschieht ab Ende November bis etwa April – je nach Witterung. Im Frühjahr gründen die Königinnen dann neue Völker. Wer also im Winter auf dem Dachboden oder im Garten räumt, sollte aufmerksam sein.

Aktueller Stand – Meldeportal weiterhin aktiv, Finanzierung künftig privat

Das Meldeportal des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie funktioniert weiterhin und ist dringend zu nutzen – sowohl bei Sichtungen als auch bei Nestfunden. Was sich jedoch grundlegend geändert hat, ist die Kostenregelung für die Entfernung der Nester: Nach einem aktuellen Erlass des Hessischen Umweltministeriums werden die Kosten für Nestentfernungen nicht mehr vom Land getragen, sondern müssen privat oder kommunal organisiert und finanziert werden. Dies stellt aus Sicht des NABU Bergstraße einen bedauerlichen Rückschritt dar, da die Bereitschaft zur Meldung dadurch deutlich sinken könnte. Denn gerade aus Sicherheitsgründen ist es wichtig, dass Fachleute – nicht Laien – diese Nester beseitigen.

Die Eindämmung der Asiatischen Hornisse gelingt nur gemeinsam. Jede Sichtung hilft. Jeder Hinweis kann Leben retten – für Bienen, für Menschen, für unsere Natur.

Ein geöffnetes Nest der Asiatischen Hornisse zeigt die komplexe, mehrschichtige Struktur der Waben – ein beeindruckendes, aber auch bedrohliches Bauwerk einer invasiven Art