Vor kurzem hatte der NABU Kreisverband Bergstraße die Freude, Ulrich Androsch, Geschäftsführer des Gewässerverbands Bergstraße, zu einem informativen Vortrag im Naturschutzzentrum an der Erlache in Bensheim zu begrüßen. Auf Einladung des NABU sprach Androsch über die aktuellen Herausforderungen des Hochwasserschutzes in unserer Region und betonte die immense Bedeutung von Renaturierungsmaßnahmen für die Umwelt und den Schutz vor Extremwetterereignissen. Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse und bot den Teilnehmenden wertvolle Einblicke in eines der drängendsten Themen unserer Zeit.
Zunahme von Extremwetterlagen und ihre Auswirkungen
In seinem Vortrag hob Ulrich Androsch hervor, dass Städte wie Bensheim, angesichts der Zunahme extremer Wetterlagen, in Zukunft immer häufiger von Hochwasser bedroht sein könnten. Dabei verwies er auf aktuelle Hochwasserereignisse in anderen Teilen Europas, wie Polen oder Tschechien, und stellte dar, dass auch in unserer Region ähnliche Gefahren bestehen. Die enge Verbindung zwischen Hochwasserschutz und der Renaturierung von Fließgewässern spielte in seinem Vortrag eine zentrale Rolle. Androsch erläuterte, wie naturnahe Gewässer, die sich selbst regulieren können, eine wichtige Funktion beim Schutz vor Überschwemmungen übernehmen und zugleich die Artenvielfalt fördern.
Herausforderungen im Ballungsraum Rhein-Main
Gerade im Ballungsraum Rhein-Main stehen jedoch wirtschaftliche Interessen und der hohe Siedlungsdruck im Widerspruch zu den notwendigen Maßnahmen zur Flächengewinnung für Renaturierungen. Ulrich Androsch betonte, dass die Region unter einem enormen Druck stehe, verfügbare Flächen für den Wohn- und Gewerbebau zu nutzen. Dennoch gibt es bereits wichtige Projekte, die einen großen Beitrag zum Hochwasserschutz leisten. Besonders erwähnenswert ist die Hochwasserrückhalteanlage in Reichenbach, die bis zu 104.000 Kubikmeter Wasser zurückhalten kann. Diese und weitere Maßnahmen wie die Rückhalteanlage Hähnerwiesen vor den Toren Bensheims tragen dazu bei, die Wassermassen bei Starkregen zu kontrollieren und die Stadt vor Überflutungen zu bewahren.
Ein besonderes Highlight des Vortrags war die Vorstellung der kostenfrei zugänglichen Starkregengefahrenkarte, die vom KMB bereitgestellt wird. Diese Karte erlaubt es den Bürgerinnen und Bürgern, individuell einzusehen, welche Gebiete in Bensheim bei Starkregenereignissen besonders gefährdet sind. Androsch riet den Zuhörern zudem, sich mit der App “Meine Pegel” und Warnsystemen wie Katwarn oder dem Deutschen Wetterdienst vertraut zu machen, um im Fall von Hochwasserereignissen gut informiert zu sein.
Ökologischer Zustand der Gewässer und Renaturierung
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Vortrags war die Diskussion über den ökologischen Zustand der regionalen Gewässer. Ulrich Androsch wies darauf hin, dass viele Gewässer im vorderen Odenwald und in der Rheinebene aufgrund von Staustufen und Begradigungen in einem schlechten Zustand sind. Diese Hindernisse behindern die Wanderung von Fischen und anderen Lebewesen und müssen im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 beseitigt werden. Zudem erschweren die strukturlosen, kanalisierten Gewässerabschnitte die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume und tragen zur Verarmung der Artenvielfalt bei. Der knappe Raum in der Region macht die notwendigen Renaturierungsmaßnahmen jedoch zu einer großen Herausforderung.
Trotz der Komplexität der Situation bleibt der NABU Kreisverband optimistisch und sieht in Projekten wie der Aufwertung der Lauter in der Bensheimer Innenstadt wichtige Schritte in die richtige Richtung. Auch wenn Einzelmaßnahmen das Hochwasserrisiko nicht vollständig bannen können, tragen sie zur Bewusstseinsbildung bei und zeigen, wie eine naturnahe Gestaltung der Gewässer die Lebensqualität für Mensch und Tier verbessern kann.
Der NABU Kreisverband Bergstraße bedankt sich herzlich bei Ulrich Androsch für seinen informativen und engagierten Vortrag. Wir freuen uns, dass wir mit dieser Veranstaltung ein wichtiges Thema in den Fokus rücken konnten, das nicht nur den Hochwasserschutz, sondern auch den Erhalt der Natur in unserer Region betrifft. Gemeinsam mit Fachleuten wie Ulrich Androsch möchten wir auch in Zukunft daran arbeiten, Lösungen für nachhaltigen Umweltschutz und eine bessere Zukunft für uns alle zu fördern.
Wir danken allen Teilnehmenden und freuen uns auf weitere Veranstaltungen, die dazu beitragen, unsere Region gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen und gleichzeitig die Natur zu bewahren.