NABU-Telefon für Fledermaus-Findelkinder gibt Unterstützung
Wetzlar – Mit der Geburt der Jungen beginnt für Fledermausmütter in ihren Sommer-Quartieren, den „Wochenstuben“, eine aufregende Zeit. Bis zur Selbständigkeit der Jungtiere Ende August müssen sie sich nun intensiv um ihren Nachwuchs kümmern. Dabei kommt es immer wieder vor, dass einzelne Jungtiere zu vorwitzig sind und aus dem Quartier purzeln, verwaisen, abstürzen oder geschwächt am Boden liegen. Fledermausmütter sind sehr fürsorglich und suchen nach ihren Jungen, um sie wiederaufzunehmen. Damit dies gelingen kann, ist jedoch oftmals Hilfe nötig. „Ohne die Unterstützung von Menschen können viele Fledermaus-Findlinge nicht überleben“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Wer einen Fledermaus-Findling aufliest, kann sich an das NABU-Fledermaustelefon wenden. Unter der Telefonnummer 030-284 984 5000 werden alle Fragen rund um Fledermäuse beantwortet und wenn erforderlich, regionale Ansprechpartner und Experten der NABU-Landesarbeitsgruppe Fledermausschutz vermittelt.
Am häufigsten treffen Menschen auf Zwergfledermäuse, die ihre Sommerquartiere überwiegend an Gebäuden eingerichtet haben. Eine erwachsene Zwergfledermaus wiegt etwa fünf Gramm und ist gerade einmal daumengroß. Neugeborene Zwergfledermäuse sind in etwa so groß wie eine Walnuss. „Fledermäuse sind für den Menschen völlig ungefährlich. Als flinke Nachtjäger stehen ausschließlich Insekten und Spinnentiere auf ihrem Speiseplan“, so Petra Gatz, Fledermausexpertin des NABU Landesverbands Hessen. Wer einem Fledermaus-Findling helfen wolle, sollte sich auf „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ beschränken und die weitere Betreuung fachkundigen Fledermaus-Fachleuten in die Hand geben. Denn die Aufzucht von Fledermausbabys ist sehr schwierig.
Als „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ für Fledermaus-Findlinge empfiehlt Gatz, die Tiere möglichst mit Handschuhen oder einem weichen Tuch vorsichtig aufzunehmen und in eine
Schachtel mit Luftlöchern zu setzen. Die Luftlöcher sollten sehr klein und die Schachtel bis auf die Luftlöcher gut und dicht verschlossen sein, da Fledermäuse wahre Ausbruchskünstler sind. In die Schachtel sollte man ein weiches Tuch – z.B. Küchenrolle oder Geschirrtuch – als Versteckmöglichkeit legen. Anschließend sollte die Schachtel an einen sicheren Ort gestellt werden, um eine Gefährdung durch andere Tiere zu vermeiden. Wenn es sich um ein Jungtier handelt, so benötigt dieses einen warmen Platz, z.B. durch eine kleine Wärmflasche, die in ein Tuch gewickelt ist.
Weitere Maßnahmen, so Gatz, sollten dann von fachkundigen Personen durchgeführt werden. Denn nun gehe es darum, zu beurteilen, in welchem Zustand sich der Findling befinde, ob es ein Jungtier sei, das noch gesäugt werde, oder ob es eventuell Verletzungen aufweise. Anschließend müsse entschieden werden, wie der Fledermaus am besten zu helfen sei.
Was jede*r für Fledermäuse tun kann
Fledermäuse brauchen sichere Quartiere. Bieten Sie ihnen künstliche Spaltenquartiere wie Fledermausbretter oder Flachkästen an Giebelwänden an – sie werden von den Tieren gerne angenommen. Gerade jetzt ist es wichtig, dass die Fledermäuse zwischen unterschiedlich temperierten Verstecken wechseln können. „Vor allem wenn es so heiß ist, kann es sein, dass Fledermäuse öfter mal umziehen und im besten Fall ein Ausweichquartier finden, in dem es weniger heiß ist“, weiß die Fledermausexpertin. Wer also verschiedenen Optionen bietet, tut den kleinen Nachtschwärmern einen großen Gefallen. Und generell gilt: Je artenreicher der Garten, desto mehr Insekten tummeln sich dort. „Ein insektenreicher Garten unterstützt die Fledermäuse aktiv bei der Aufzucht ihres Nachwuchses“, sagt Gatz. Besonders der Fledermausgarten mit nachtblühenden Stauden und Sträuchern zieht Nachtfalter an und damit auch die Fledermäuse. Verzichten Sie bitte auch auf Insektizide und andere Gifte im Garten. „Wer dann noch seine Regentonnen abdeckt, um unfreiwillige Wasserlandungen der Tiere und damit ein Ertrinken verhindert, hat eigentlich schon alles Nötige getan, um Fledermäusen möglichst gute Bedingungen zu bieten“, fasst die NABU-Expertin zusammen.
Mehr Informationen
Das Fledermaustelefon ist von Juni bis August auch abends und an den Wochenenden unter der Rufnummer 030 284 984 5000 erreichbar. Die Sprechzeiten sind Montag bis Freitag von 10 bis 16:00 und 19:00 bis 20.30 Uhr. Samstag, Sonntag sowie an Feiertagen ist das Telefon von 11:00 bis 13:00 Uhr und von 17:00 bis 19:00 Uhr besetzt.
NABU-Infoseiten zu Fledermäusen
FAQs zu Fledermäusen
Heimische Fledermausarten im Portrait
So fühlen sich Fledermäuse im Garten wohl
Für Rückfragen
Petra Gatz
Fledermausexpertin, NABU Landesverband Hessen
Tel.: 06441-67904-25
Mobil: 0151-14223517
Mail: Petra.Gatz@NABU-Hessen.de
Bild: Dietmar-Nill