Lampertheim soll grüner werden

Lampertheim und seine Umgebung soll grüner und naturnaher werden

Vor der anstehenden Kommunalwahl will der Naturschutzbund (NABU) Lampertheim auf konkrete Problemlagen vor Ort im Bereich Natur- und Artenschutz aufmerksam machen: zu viel Betonflächen im Stadtgebiet, Flächenverbrauch und mangelnde Artenvielfalt in vielen Gärten sind den Naturschützern und vielen Lampertheimer Bürgern ein Dorn im Auge. Das muss sich ändern! Deshalb hat der NABU 3 Anfragen – sogenannte Wahlprüfsteine – an die Lampertheimer Parteien gerichtet.

Auch im Kleinen kann jeder dem Klimawandel und dem Artensterben etwas entgegensetzen und dafür hat der NABU Lösungsansätze anzubieten: Lampertheim soll dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ / Projekt „StadtGrün naturnah“ beitreten (nach dem Vorbild Viernheim); dort hat man u.a. Plätze und Verkehrsflächen entsiegelt und Aktionen zur Bürgerbeteiligung gefördert wie z.B. durch die Einrichtung von Schul- und Nachbarschaftsgärten.

Naturschutz soll bei der Lampertheimer Innenstadtentwicklung endlich umgesetzt werden: z.B. ein attraktives Ortszentrum durch grüne Aufenthaltsoasen schaffen und der Verödung der Stadt durch Schottergärten entgegenwirken, indem Hausbesitzer zu innerörtlicher Bepflanzung motiviert werden.

Der Betritt zum Landschaftspflegeverband Kreis Bergstraße ist ein weiteres wichtiges Anliegen, denn dieses Gremium bringt Umweltschutz, Landwirtschaft und Kommunen an einen Tisch und kann z.B. Blühstreifen und Lerchenfenster auf Agrarflächen einrichten und die ehrenamtlichen Naturschutzverbände entlasten.

Folgende Fragen wurden an die Parteien gerichtet:

  1. Eines der größten ökologischen Probleme in Deutschland ist das Artensterben. Bei uns sind besonders die Vogelarten der freien Feldflur wie Rebhuhn und Feldlerche betroffen. Was sollte die Stadt Ihrer Meinung nach tun, um einen weiteren Artenverlust in unserer Gemarkung zu verhindern?
  2. Im Kreis Bergstraße soll ein Landschaftspflegeverband gegründet werden, in dem sich Landwirte, Naturschützer und Kommunen gemeinsam für eine ökologische Verbesserung und eine größere Biodiversität in der freien Landschaft einsetzen. Einige Kommunen wollen dem Pflegeverband beitreten. Lampertheim zögert noch. Wie stehen Sie zum Beitritt der Stadt?
  3. Ein großes Problem in Lampertheim stellt die zunehmende Flächenversiegelung der Vorgärten durch „Schotterung“ dar. Wie wollen Sie dieses Problem in den Griff bekommen?

Antworten der Parteien:

SPD:

  • Das Stadtparlament hat einstimmig beschlossen, ein avifaunistisches Gutachten zu erstellen, um daraus Maßnahmen zugunsten von Rebhuhn und Feldlerche zu ergreifen. Bislang ist dieses nicht umgesetzt. Wir werden auf die Verwirklichung des Gutachtens drängen.

Sensibilisiert werden muss auch die Landwirtschaft nicht zu zeitig zu mähen, da die Vögel über das Frühjahr noch länger brüten.

 Wir brauchen in der Feldflur grundsätzlich für Artenvielfalt mehr breite Blühstreifen, Sträucher und Hecken. Blühwiesen, wie im Antrag das sozialliberalen Koalition aus dem Jahr 2018 gefordert, helfen, dem Insektensterben entgegenzuwirken und mehr Nahrung für Vögel zu generieren. Ihre Ausweisung wollen wir unterstützen.

  • Wir begrüßen die Formierung des Landschaftspflegeverbandes im Kreis und wollen den Beitritt der Stadt sobald wie möglich erwirken.
  • Helfen würde uns hier eine Veränderung der Landesbauordnung nach baden-württembergischen Vorbild um Schottergärten zu verbieten. Dort ist klarer als in Hessen geregelt, dass Steingärten nicht erlaubt sind.

In Lampertheim wollen wir durch das Förderprogramm „klimafreundliches Lampertheim“ die Umgestaltung von Schottergärten finanziell fördern.

Ferner möchten wir in Bebauungsplänen die Schaffung von naturnahen Gärten festschreiben und weiter durch städtische Aktionen wie Vorträge und Flyer für naturnahe Gärten werben.

Bündnis 90 / Die Grünen OV Lampertheim:

  • Als Bodenbrüter haben es Vogelarten wie das Rebhuhn sehr schwer. Aufgeräumte Landschaften durch ein immer intensiviertere Landwirtschaft und Flächenverbrauch für Infrastrukturprojekte und Siedlungs-/Gewerbe-/Industriegebiete sorgen dafür, dass immer mehr Lebensräume für Vogel- und Tierarten verschwinden. 2020 gab es eine einzige Sichtung eines Rebhuhns in der Gemarkung Lampertheims. Viel zu wenig!

Es muss gehandelt werden, damit die fortschreitende Ausdünnung der Biodiversität gestoppt wird. Die geht nicht mit Verboten und Verordnungen.

Unsere Idee ist ein runder Tisch, der sich diesem Thema annimmt. Dieser Runde Tisch aus Landwirtschaft, Jagdverband, Naturschutzverbände, Kommunalpolitik und interessierten Bürger muss Lösungen finden, um die Biodiversität zu schützen und zu erhalten.

Gemeinsam sollen Lösungen erarbeitet werden, um

  •  die Lebensräume gefährdeter Tierarten in unserer Gemarkung zu schützen, zu erhalten und ggf. wiederherzustellen
  •  Weiteren Landverbrauch zu verhindern
  •  Anreize vor Ort zu schaffen, die die ökologische Landwirtschaft stärken
  •  Die Biotopvernetzung voran zu bringen

Die Kommunalpolitik muss vermittelnd agieren, um die verschiedenen Interessen und Gemeinschaften unter einem Hut zu bringen. Gleichzeitig hat die Politik die Möglichkeiten zu unterstützen, Anreize zu schaffen und Kontrollmechanismen einzuführen.

  • Wir sprechen uns ausdrücklich für einen Beitritt zum Landschaftspflegeverband aus.
  • – Durchsetzung der Bebauungspläne in den Gebieten, welche eine Schotterung ausdrücklich    nicht erlauben

    – Städtische Anreize zur ökologischen Aufwertung von Gärten

FDP:

  • Das ist eine sehr schwierige Frage. Wir teilen die Ziele der lokalen AGENDA 21-Gruppe, wie die Fortführung der Biotopvernetzung und die Neuanlage von Streuobstwiesen, wo möglich und sinnvoll. Das Blühstreifenprogramm zusammen mit Landwirten wollen wir fortsetzen und uns am Projekt „StadtGrün naturnah“ beteiligen, wie dies Viernheim erfolgreich getan hat. Wir geben der innerstädtischen Verdichtung Vorrang vor dem Ausweisen neuer Baugebiete.
  • Wir sprechen uns für den Beitritt Lampertheims zum Landschaftspflegeverband Bergstraße aus, weil wir uns davon eine bessere Pflege unserer Kulturlandschaft versprechen. Es kann nicht sein, diese Arbeit allein ehrenamtlichen Käften (wie dem NABU) zu überlassen.
  • Wir wollen Haus- und Grundbesitzer durch finanzielle Anreize zur Wiederbegrünung ihrer geschotterten Vorgärten motivieren. Dazu braucht es aus unserer Sicht keine Verbote, sondern stetige Überzeugungsarbeit. Bei Neubaugebieten könnten wir das über die Bausatzung regeln.

CDU:

  • Die Erhaltung des Lebensraums der Tier- und Pflanzenwelt ist eine gemeinschaftliche Aufgabe. Erforderliche Maßnahmen zum Artenschutz sind grundsätzlich zu begrüßen und müssen unter Einbezug der Stadtverwaltung, der Kreisverwaltung, der Landwirtschaft, der Naturschutzbehörden sowie Naturschützern erfolgen. Nur so lassen sich nachhaltige Projekte realisieren. Die Vielfalt der Pflanzen- und der Tierwelt – die Biodiversität – ist die Grundlage für eine funktionierende Natur. Die Biodiversitätskonferenz aus Kreisebene ist ein richtiger Schritt für eine kreisweite Strategie. Die Hessische Biodiversitätsstrategie schafft ebenfalls entsprechende Voraussetzungen.
  • Im Dezember 2020 wurden auf Antrag der Kreiskoalition aus CDU und SPD Mittel für die Gründung eines Landschaftspflegeverbands im Kreis Bergstraße in den Haushalt des Kreises eingestellt. Somit ist die Grundlage geschaffen, um die Gründung in diesem Jahr anzustoßen und umzusetzen. Biodiversität ist eine Gemeinschaftsaufgabe bei der alle Beteiligten integriert werden müssen. Insofern kann auch die Stadt Lampertheim von einem Beitritt profitieren.
  • Grundsätzlich ist das Thema, dort wo es einen örtlichen Bebauungsplan gibt, meist eindeutig geregelt. Hier gilt, wie bei anderen Themen auch, dass eine entsprechende Kontrolle erfolgen muss. Zusätzlich wurden mit dem Förderprogramm „klimafreundliches Lampertheim“ bereits Anreize geschaffen, um entgegenzuwirken. Darüber hinaus bieten die Technischen Betriebsdienste der Stadt Lampertheim auch nützliche Informationen und Tipps für eine naturnahe Gartengestaltung. Mit Information und vor allem Aufklärung lassen sich sicher weitere Potenziale heben.
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