Sieben Zukunftsforderungen für Hessen

Am 8. Oktober entscheiden die Wählerinnen und Wähler in Hessen über die Abgeordneten des nächsten Landtags. Mit sieben Zukunftsforderungen für ein nachhaltiges Hessen ruft der NABU dazu auf, dem Natur- und Klimaschutz eine deutlich hörbare Stimme zu geben. „Auf den nächsten Landtag kommen große und wichtige Aufgaben zu: Die Natur- und die Klimakrise wirken sich immer deutlicher auf unseren Alltag aus und brauchen tragfähige Lösungen.

Ein großes Potenzial liegt bei natürlichen Klimaschutzmaßnahmen wie der Renaturierung von Mooren, dem Schutz von Wiesen und Weiden sowie der Sicherung naturnaher Wälder“, erklärt NABU-Landesvorsitzender Maik Sommerhage. Die Landtagswahl sei deshalb wegweisend für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in Hessen. Die sieben NABU-Forderungen können dabei als wichtige Wahlprüfsteine dienen.

Eine große Bedeutung kommt dem naturverträglicher Ausbau der erneuerbaren Energien zu. „Für die Akzeptanz des Ausbaus der Windenergie ist es nötig, dass der Schutz der biologischen Vielfalt in der Landschaft genauso sichtbar wird wie die Windkraftanlagen“, erläutert der Ornithologe Sommerhage. Um die Bestände gefährdeter Arten wie Rotmilan, Schwarzstorch und Fledermäuse zu erhöhen, müsse die nächste Landesregierung deshalb neue Vorranggebiete für den Artenschutz ausweisen. Beim Ausbau der Solarenergie habe zu gelten, dass Photovoltaikanlagen vor allem auf schon versiegelten Flächen errichtet werden. So seien Hallen in Gewerbegebieten generell mit Photovoltaik-Anlagen oder Solarthermie auszurüsten. Das müsse sowohl für Alt- als auch für Neubauten gelten. Es bedürfe zudem einer Photovoltaikpflicht bei neuen Wohngebäuden.

Ein besonderes Augenmerk sei auch auf den Wasserrückhalt in der Landschaft zu legen. „Wir müssen uns von dem veralteten Konzept verabschieden, Wasser mit Drainagen schnell aus dem Landschaft abzuleiten. Künftig muss es darum gehen, möglichst viel Wasser in Wäldern, Feuchtgebieten und Auen zurückzuhalten, um zunehmenden Dürren zu trotzen“, so Sommerhage. Der Biber könne hier als Landschaftsgestalter wahre Wunder wirken. Nötig sei auch ein Landesprogramm für 8.000 Kilometer natürliche Auenstreifen von mindestens zehn Meter Breite an Hessens Flüssen und Bächen.

Damit die hessischen Wälder ihre Funktion als Kohlenstoffsenke für den Klimaschutz besser erfüllen können, ist für den NABU eine noch stärkere Ausrichtung der Forstwirtschaft an ökologischen Kriterien von großer Bedeutung. Dabei spielen Naturwälder, in denen die Bäume bis zu 500 Jahre alt werden können, eine wichtige Rolle. „Wir brauchen zehn weitere große Wildnisgebiete im hessischen Staatswald, um die Artenvielfalt zu fördern und Kohlenstoff langfristig zu binden. Ein Verfeuern von Holz in industriellem Maßstab schadet dagegen dem Klimaschutz“, so Sommerhage.

Mit großer Sorge betrachtet der NABU Hessen den starken Artenrückgang in der offenen Feldflur. „Um gefährdete Feld- und Wiesenvögel wie Feldlerche, Kiebitz, Braunkehlchen und Rebhuhn effektiv schützen zu können, brauchen wir einen Biotopverbund auf 15% der Fläche im Offenland. Das hilft auch den Insekten“, erläutert Sommerhage. Dazu gehöre auch eine landesweite Wegrandstreifen-Strategie mit Beratung und Fortbildung für die Gemeinden. Für den Schutz der Artenvielfalt sei zudem ein Stufenplan zur Reduktion von Pestiziden in der Landwirtschaft sinnvoll. „Notwendig ist eine Verringerung chemischer Pestizide um mindestens 50% bis zum Jahr 2030 – so, wie es die EU vorgeschlagen hat“, fordert Sommerhage. Die Reduktionsziele müssten konkret und schrittweise überprüfbar sein. Die neuen Landtagsabgeordneten sollten sich auch für eine stärkere Förderung des ökologischen Landbau einsetzen, damit bis zum Jahr 2023 mindestens ein Viertel des landwirtschaftlichen Fläche Hessens naturnah bewirtschaftet wird.

Als dringliches Problem sieht der NABU Hessen auch den unzureichenden Schutz europäischer und hessischer Schutzgebiete an. „Auf dem Papier haben wir in Hessen eine ganze Menge an Schutzgebieten. Ihre Verordnungen sind allerdings oft inhaltleer und ohne konkrete Vorgaben für Nutzungs-Einschränkungen. Der Schutz der Artenvielfalt kann aber nur erreicht werden, wenn es konkrete Ziele sowie klar definierte Ver- und Gebote gibt“, erklärt Sommerhage. Um die Betreuung der Schutzgebiete zu verbessern, sei es zudem wichtig, den ehrenamtlichen Naturschutz stärker einzubinden. Hier werde noch viel zu viel bürgerschaftliches Potenzial verschenkt.

Als „Anwalt für Natur und Mitwelt“ ist der NABU parteipolitisch neutral. Mit seinen sieben Forderungen zur Landtagswahl möchte er dazu aufrufen, den Natur- und Klimaschutz bei der Wahlentscheidung stärker zu berücksichtigen und bei den Kandidat*innen der verschiedenen Parteien nachzufragen, wie sie sich dazu positionieren. Mehr Informationen zu den sieben Zukunftsforderungen des NABU Hessen finden sich auf www.Hessen.NABU.de/Landtagswahl

Für Rückfragen und Interviews

Maik Sommerhage
NABU-Landesvorsitzender
Mobil: 0171-1583425

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