Die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist längst Realität – und sie stellt Ökosysteme, Landwirtschaft und auch die menschliche Gesundheit vor große Herausforderungen. Beim Netzwerktreffen des NABU Bergstraße im Naturschutzzentrum informierte Expertin Nicole König am 26. September 2025 eindrücklich über den aktuellen Stand und gab wertvolle Handlungsempfehlungen.
„Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, mit diesem Appell eröffnete Nicole König ihren Vortrag. Die invasive Art stammt ursprünglich aus Asien und breitet sich seit Jahren unaufhaltsam in Europa aus. Sie bedroht Bestäuber, stört ökologische Gleichgewichte und kann auch für Menschen gefährlich werden. Frühzeitige Erkennung, konsequente Meldung und gemeinsames Handeln seien entscheidend, um die Ausbreitung einzudämmen.
Die Asiatische Hornisse gehört zu den Faltenwespen und ist etwas kleiner als unsere heimische Hornisse (Vespa crabro). Königinnen erreichen etwa drei Zentimeter, Arbeiterinnen rund 2,4 cm. Typische Merkmale sind eine schwarze Grundfärbung, ein orangefarbener Streifen am Hinterleib, ein gelb-orangenes Gesicht und gelbe Beine. Ihre Nester unterscheiden sich ebenfalls deutlich: Im Frühjahr entstehen zunächst sogenannte Primärnester auf Augenhöhe – etwa an Carports, Garagen oder in Hecken. Später zieht rund drei Viertel der Völker in höher gelegene Sekundärnester um, meist in Bäume in bis zu 80 Metern Entfernung.

Nach erfolgreicher Befruchtung suchen Jungköniginnen geschützte Plätze zur Überwinterung auf, etwa unter Totholz oder Dachböden. Dieser Prozess kann sich von November bis in den April hineinziehen. Bemerkenswert ist auch das Nahrungsspektrum: Während die Larven auf eiweißreiche Kost aus Insekten, Spinnen, Bienen oder sogar Wirbeltierkadavern angewiesen sind, ernähren sich die erwachsenen Tiere von Kohlenhydraten wie Honigtau, Nektar und Früchten. Pro Saison benötigen die Kolonien bis zu 11 Kilogramm Insektenfleisch – eine enorme Belastung für heimische Bestäuberpopulationen.
Diese Jagdaktivität hat weitreichende Folgen: Bestäuber und deren Leistung nehmen ab, es entsteht Konkurrenz zu heimischen Arten, und auch für Vögel und andere insektenfressende Tiere reduziert sich die Nahrungsbasis. Für den Menschen sind insbesondere die Stiche gefährlich. Mit einer Stichlänge von bis zu fünf Millimetern kann das Gift der Vespa velutina stärkere Reaktionen hervorrufen als das heimischer Wespen oder Bienen. Immer häufiger kommt es zu gefährlichen Zwischenfällen, etwa beim Heckenschneiden oder bei der Feldarbeit. In Galizien sind bereits ganze Weinberge nicht mehr sicher zu ernten. Auch in Bensheim kam es bereits zu einem lebensbedrohlichen Vorfall.
Die Nachweise in Hessen zeigen die Dynamik der Ausbreitung deutlich: 2023 wurden 156 Nester registriert, 2024 bereits 280 – davon 138 allein im Kreis Bergstraße. 2025 wurden bis September 263 Nester und über 1 200 Sichtungen gemeldet. Oft treten gleich mehrere Sekundärnester in unmittelbarer Nähe auf, wie ein Beispiel aus Einhausen zeigt, wo zwei Nester nur 50 Meter voneinander entfernt waren.
Rechtlich wurde die Vespa velutina bis März 2025 noch als invasive Art von unionsweiter Bedeutung geführt. Mit einer Artikeländerung gilt sie nun als etablierte Art, was das Management verändert: Statt der Pflicht zur sofortigen Beseitigung stehen heute Maßnahmen im Fokus, die ihre weitere Ausbreitung und ihre Auswirkungen auf Biodiversität, Gesundheit und Wirtschaft minimieren. Die Entfernung von Nestern erfolgt nun nach Kosten-Nutzen-Abwägung.
In Hessen werden Meldungen an das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) weitergeleitet. Dieses informiert die obere Naturschutzbehörde, die wiederum Nestmeldern eine Liste von Nestentfernern zusendet. Kosten werden nur noch in Ausnahmefällen übernommen, etwa in Naturschutzgebieten. Grundsätzlich gilt: Auf Privatgrundstücken ohne Gefährdung tragen Eigentümer:innen die Kosten selbst, bei Gefahr für öffentliche Flächen sind Kommune oder Stadt zuständig.
Wichtig bleibt das richtige Verhalten bei Nestfunden: Nie selbst an Nester gehen, immer mit Bild dokumentieren und beim HLNUG melden. Nur durch offizielle Zahlen kann der Anstieg belegt und politisch berücksichtigt werden. Nicole König betonte, dass auch Bürger:innen einen wichtigen Beitrag leisten können – durch Meldungen, Unterstützung bei der Suche und die Nutzung von Plattformen wie velutina-tracker.com, die durch eingetragene Flugrichtungen helfen, Nester zu lokalisieren.
Die zentrale Botschaft des Abends lautete: Nur durch gemeinsames Handeln kann die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse verlangsamt werden. Sammeltouren, koordinierte Nestentfernungen und eine wachsende Community im ganzen Land sind entscheidend, um Biodiversität, Landwirtschaft und Gesundheit zu schützen.