Beobachtungstipps zum Vogelzug im Herbst

August bis Oktober/November ist die Zeit des herbstlichen Vogelzugs. In einer breiten Front überfliegen uns Abermillionen von Vögeln. Sie kommen aus dem Norden und Osten Europas, auf dem Weg zu ihren Winterquartieren im tropischen Afrika.

Wir bekommen davon wenig oder nichts mit, denn die Vogelmassen fliegen in der Nacht und in 200 bis 1000 Metern Höhe. Moderne Wetterradare, sowie die Signale besenderter Vögel, können sie heute erfassen. Der Vogelzug erweist sich als ein höchst komplexes Geschehen. Flugrichtung und Flugdauer sind genetisch festgelegt. Daran wird immer noch geforscht.

Wir unterscheiden Langstreckenzieher und Kurzstreckenzieher. Zur ersten Gruppe gehören z. B. Nachtigallen, Rohrsänger, Kuckucke, Schwalben. Mauersegler, Trauerschnäpper. Es sind Insektenfressen, die erst Mitte April zurückkehren. Sie fliegen oft bis Südafrika. Kurzstreckenzieher sind z. B. Hausrotschwanz, Bachstelze, Feldlerche, Star, Finken, Waldschnepfen und Singdrosseln. Sie ziehen erst im Oktober in Richtung Mittelmeerraum ab und kehren schon im März zurück, wo manche in milden Wintern bei uns verbleiben.

Man unterscheidet Tag- und Nachtzieher. Immer beeindruckend sind die keilförmigen Flugbilder des Kranichzugs ab Ende Oktober. Ebenso beeindruckend sind die Schwärme der Stare, Buchfinken Ringeltauben, Dohlen und Saatkrähen. Die Rotmilane gleiten wie Perlen an der Schnur nach Südwesten. Diese Beobachtungen sind wunderbare Gelegenheiten demütig und teilhabend die Kräfte und wunderbaren Erscheinungen der Natur auf sich wirken zu lassen und in sich aufzunehmen.

Viele Arten ziehen weniger auffällig; sie sind einzeln oder in lockeren Trupps unterwegs und können an ungewohnten Stellen angetroffen werden, wie z. B. ein Steinschmätzer aus Nordrussland mitten auf einem kahlen Acker.

 Hauptzug- und Beobachtungszeiten

  • Oktober
    Rotdrossel, Wacholderdrossel, Buch- und Bergfinken, Eichelhäher, Mäusebussarde, Hausrotschwanz, Stare, Kormo-rane, auf dem Weg nach Süden
     
  • Ende Oktober
    Kraniche und Wildgänse ziehen über uns hinweg. Saatkrähen und Dohlen (sind Wintergäste bei uns), Saat- und Blässgänse (überwintern in größerer Zahl im Hess. Ried, Kreis GG) und Lachmöven, zumeist aus dem Baltikum, überwintern am Rhein.

  • Dezember
    Wintergäste in den Gärten und im Wald sind angekommen. Z. B. Rotkehlchen und Amseln. Sie kommen aus dem Osten Europas und überwintern in den milden Regionen Westeuropas.

 Einige Beobachtungstipps zur Hauptzugzeit (gegen 9:00 Uhr ist die beste Zeit)

  • Günstige Beobachtungspunkte: Auhöhen, die Balkhäuser Höhe, der Schlossberg, die Mülldeponie Hüttenfeld.
  • Oft folgt der Zug den Tälern und Senken in Richtung Nord-Ost oder Süd-West (z. B. Neugraben, Winkelbach).
  • Blicke über geerntete Ackerflächen lohnen sich: Ringeltauben, Dohlen, Ammern, Pieper, Stelzen und Finken.
  • Wasservögel an größeren Gewässern: Kormorane, Taucher, Entenarten Blässhühner…
  • Greifvögel ziehen erst gegen Mittag, wenn sich die Luft erwärmt hat. Bussarde, Sperber und Falken lassen sich in die Höhe tragen.
  • Besonders interessant sind zur Zugzeit Schlammflächen, Teiche, nasse Ackersenken. Hier kann man Limikolen also schnepfenartigen Tundra-Bewohnern aus dem hohen Norden begegnen. Darunter sind Bruch- und Waldwasserläufer, Regenpfeifer, Grünschenkel, Brachvögel und auch Kiebitze. Mit Glück kann man sie im Naturschutzgebiet Tongruben, am Landbach bei Bickenbach oder am Biedensand bei Lampertheim antreffen.
  • Finkenarten findet man oft auf größeren Schuttflächen mit Wildkräutern und Disteln (z. B. Stieglitz, Hänfling und Grünfink).

    Quelle: Infobrief Herbst 2023 NABU Bensheim/Zwingenberg
    Titelbild: Bild von Katharina2013 auf Pixabay

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